„Mit den Augen von Jugendlichen – Was braucht inklusive Jugendarbeit?“

Am 28.02.2022 kamen 13 Fachkräfte aus der Behindertenhilfe, der Kinder- und Jugendarbeit und der Verwaltung des Kreises Ostholstein online zusammen, um im Rahmen des Praxisforschungsprojektes „Mit den Augen von Jugendlichen – Was braucht inklusive Jugendarbeit?“ gemeinsam der Frage nachzugehen, wie inklusive Kinder- und Jugendarbeit in Ostholstein weiter voran gebracht werden kann. Eingeladen hatten hierzu die Kooperationspartner*innen des Projekts die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und die Lebenshilfe Hamburg.
Im ersten Teil der Veranstaltung stellte Doris Klingenhagen, Referentin für Inklusion, Migration und Vielfalt bei der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. (aej), den Inklusions-Check als Instrument zur Selbstreflexion für Einrichtungen und Projekte der Kinder- und Jugendarbeit vor.
Um die Weiterentwicklung der inklusiven Kinder- und Jugendarbeit in Ostholstein ging es im zweiten Teil. Zunächst stellten Vertreterinnen aus der Verwaltung des Kreises Ostholstein, der Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendarbeit in Kurzvorträgen die Perspektive der jeweiligen Arbeitsbereiche vor. Jana Sorge, Mitarbeiterin im Landkreis Ostholstein - Fachdienst Soziale Dienste der Jugendhilfe - Jugendarbeit und Jugendschutz, stellte die Perspektive der Verwaltung des Kreises Ostholstein zum Thema der Inklusiven Kinder- und Jugendarbeit in Ostholstein dar. In diesem Kontext stellte sie die Inhalte und Maßnahmen des Aktionsplans Inklusion des Kreises Ostholstein und die Einrichtung eines Arbeitskreises zum Thema „Inklusive Kinder- und Jugendarbeit“ vor. Lena Middendorf, Mitarbeiterin der Lebenshilfe Ostholstein, zeigte die Sichtweise aus Perspektive der Behindertenhilfe auf. Sie verdeutlichte die Notwendigkeit von Kooperationen und Zusammenarbeit, das Bedürfnis nach Verstetigung statt andauernder Projektarbeit und die Schwierigkeit fehlender finanzieller Mittel. Katharina Przybylski, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt, präsentierte die Perspektive der Kinder- und Jugendarbeit in Ostholstein. Hier stand die Elternarbeit, die Schwierigkeit der wohnortfernen Beschulung, sowie die bauliche und sprachliche Barrierefreiheit der Einrichtungen und Angebote im Fokus. Im Plenum wurden im Anschluss die Kurzvorträge diskutiert und den Leitfragen nachgegangen, wie inklusive Kinder- und Jugendarbeit in Ostholstein gemeinsam vorangebracht werden und wie Praxiskooperation zwischen der Behindertenhilfe und der Kinder- und Jugendarbeit initiiert werden könne. Es wurde das Mitdenken von Inklusion in Kinderschutzkonzepten kritisch diskutiert und die Idee des Arbeitskreises zu inklusiver Jugendarbeit noch einmal aufgenommen. Die Idee stieß auf großes Interesse bei den Fachkräften der Kinder- und Jugendarbeit und der Behindertenhilfe und soll mit einem interdisziplinären Fachtag verknüpft werden. Kernpunkte des Austausches waren die Schwierigkeiten des inklusiven Arbeitens aus Perspektive der Praxiskräfte der Kinder- und Jugendarbeit. Die Eltern von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen seien wichtige Partner*innen für den Ausbau inklusiver Kinder- und Jugendarbeit, zum Teil aber schwer zu erreichen. Man müsse auf den persönlichen Kontakt setzen und sie vermehrt mit einbinden. Zudem sei die sprachliche und bauliche Barrierefreiheit in den Einrichtungen und Projekten weiterhin eine Herausforderung – auch in der Außendarstellung. Ein Rollstuhlsymbol im Ferienpass sei ein Anfang aber reiche nicht aus, um darzustellen, ob die individuellen Bedarfe von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen aufgefangen werden könnten. Und es brauche langfristig die Verstetigung inklusiver Angebote statt temporär finanzierter Projekte.
Im März und Juni 2021 hatten bereits die ersten beiden Fachdiskurse/Workshops im Forschungsprojekt zu inklusiver Jugendarbeit stattgefunden, in dessen Rahmen auf Basis von Expert*inneninterviews eine Standortbestimmung für Ostholstein, gute Beispiele aus der Praxis und die SGB VIII-Reform vorgestellt wurden.
Das Forschungsprojekt „Mit den Augen von Jugendlichen – Was braucht inklusive Jugendarbeit?“ untersucht die Entwicklung inklusiver Angebote der Kinder- und Jugendarbeit aus der Nutzer*innenperspektive. Das heißt, dass die Sicht junger Menschen mit Behinderungen auf ihre Beteiligung an Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit im Vordergrund steht. Das Projekt, dessen Projektträgerin die Bundesvereinigung Lebenshilfe ist, möchte einen Beitrag dazu leisten, dass sich die Interessen und Bedürfnisse junger Menschen mit Behinderungen in den Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit wiederfinden. Im Mittelpunkt des Projektes stehen Jugendliche mit geistigen Behinderungen von 12 bis 18 Jahren. Für dieses Projekt arbeiten am Standort Ostholstein die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und die Lebenshilfe Ostholstein zusammen. Weitere Standorte sind Heidelberg und Hamburg. An den Standorten werden Interviews mit Jugendlichen mit geistigen Behinderungen geführt, um ihre Perspektive auf die Situation zu ermitteln. Die Interviews in Ostholstein laufen ab April 2022 und erste Ergebnisse daraus, werden zum Herbst erwartet.

Kontakt:
Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg,
Fakultät Wirtschaft und Soziales,
Department Soziale Arbeit,
Projekt „Mit den Augen von Jugendlichen – Was braucht inklusive Jugendarbeit?“
Katharina Przybylski (wissenschaftliche Mitarbeiterin)

katharina.przybylski@haw-hamburg.de oder inklusivejugendarbeit@haw-hamburg.de

Telefon: 040 42875 - 7105

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